Mit der Kraft der kleinen Schritte eine nachhaltige Transformation umzusetzen sieht längst nicht so sexy aus, wie die großartigen Hochglanz-Programme die oft in Organisationen die entscheidende Veränderung bringen sollen … und in den meisten Fällen kläglich scheitern und in der Versenkung verschwinden.
Trauen Sie sich, in kleinen Schritten einen anderen Weg zu gehen?
Change und Transformation sieht von außen oft groß und bedeutend aus. Je nach Berater oder Methode bunt, mit tollen Titeln. So sexy ist die Umsetzung dann meistens nicht. Veränderung ist mühsam, kostet Energie und vielfach die gute Laune.
Aus meiner Erfahrung erscheint es nötig, die Veränderung so dramatisch und sexy zu verkaufen, weil wenige für viele entscheiden, dass und wie die Veränderung zu geschehen hat. Je mehr Selbstorganisation in Organisationen sich entwickelt, desto weniger braucht es diese Aufhänger.
Menschen lieben es, sich für ein Thema, das sie interessiert und eine Gemeinschaft, zu der sie gehören möchten, zu engagieren. Eine klare Beschreibung der Herausforderung als Startpunkt statt einer von wenigen formulierten Vision, offene Dialoge statt Drama um den „sense of urgency“ zu kreieren, ist viel wirksamer, um eine Veränderung auf den Weg zu bringen.
Und stellen eine der größten Hürden dar: denn mit der Beschreibung der Herausforderung lädt der Führungskreis alle Mitarbeitenden ein, ihre Gedanken und Meinungen einzubringen. Die Schwarmintelligenz führt zu einem viel größeren Lösungsraum als die Wenigen in ihrer Vision schaffen können. Und das macht Angst: vor Kontrollverlust, dass Ideen umgesetzt werden, die nichts bringen, Zeit in nutzlose Tätigkeiten fließt.
Manchmal passiert das zu Beginn auch – allerdings nicht mehr als im klassischen Change Prozess, in dem zunehmend Widerstände bearbeitet werden müssen.
Spielen wir einmal so eine schwarmintelligent umgesetzte Transformation grob durch:
Die Executives geben die Herausforderung und ungefähre Richtung vor, und sind gemeinsam mit den Führungskräften Teil des Teams, die an der Herausforderung arbeiten. Statt in großen Plänen arbeiten wir in systemischen Schleifen. Diese laufen grob immer gleich ab:
- Wahrnehmung: wo steht die Organisation in Bezug auf das Thema?
- Hypothesenbildung: woran und wie könnten wir arbeiten?
- Entscheidung: welche Intervention inszenieren wir? jede Form der Kommunikation, des Austauschs, der Arbeit an der Herausforderung kann hier gemeint sein
- Intervention: wir setzen den einen Schritt in der Praxis um
- Retrospektive: wieder wahrnehmen – was ist durch die Umsetzung passiert? Hat sich etwas verändert? Für wen und wie?
Und mit der Wahrnehmung beginnt die nächste Schleife.
Nein, sexy und großartig sind viele dieser kleinen Schritte nicht.
Zusammen genommen sind sie ein kraftvoller Antrieb für eine gelingende und nachhaltige Transformation – mit den Menschen, statt für sie.
Autorin:
Dr. Dagmar Woetzel, evolving GmbH